Öffentliche Veranstaltung in Hamburg / 25.01.2020
Gabriele Quinque
In seiner metaphorischen Schrift „Nova Atlantis“, rettete Francis Bacon (1561-1626) am Fuße der Aufklärung das atlantische, sprich mythische Bewusstsein in einer Civitas Dei. Platons Staat gilt als Vorbild für die legendären Sonnenstädte nachfolgender Autoren. Das Neue Atlantis von Francis Bacon ist eine Utopie, eine fantastische Erzählung rund um eine geistige Bruderschaft, die sich eine Südseeinsel zu ihrer Wirkstätte erkoren hat. Die Lebensform auf der Insel Bensalem von Bacon will alles andere sein, als der Vorläufer einer sozialistischen Staatsform, wie es in der Literatur über Sonnenstaaten irrtümlicher Weise bisweilen zur Darstellung kommt. Vielmehr finden wir darin die metaphorische Beschreibung eines mystischen Ordens. Es handelt sich um eine Gottesstadt, eine Sonnenstadt, in der alles, was geschieht, aus der Kraft der Gotteseben-bürtigkeit gespeist wird. Viele Weisheitsbücher enden in einer ähnlichen Beschreibung. Die von goldener Sonne durchglühte Stadt des Friedens und der Freiheit ist ein Wunschtraum, der sich als roter Faden durch die Mystik zieht – ganz sicher nicht realisierbar in der äußeren Welt, aber dennoch vorhanden und erfahrbar in den Mysterien.
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