FMG - Förderkreis für Mythologisches Gedankengut e.V.

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Veranstaltung:

Vortrag in Frankfurt

Samstag, 6. April 2024, 19:30 Uhr

BARABBAS UND JUDAS

Projektionsfiguren der menschlichen Schwäche

Gabriele Quinque

Barabbas ist der leidenschaftliche Verbrecher, der vorsätzlich etwas Böses ausübt, um für sich selbst Vorteile zu erzielen. In Judas Ischariot hingegen begegnet uns ein Mann, der das Erdenleben mit Hilfe der Fähigkeiten seines Meisters verbessern möchte. Aus beiden Verirrungen erhebt sich Jesus: Er will die Welt nicht verbessern, er will sie verlassen und im Reich des Vaters leben und wirken. Dies offenbart die christliche Dramaturgie von Verurteilung, Tod und Auferstehung Jesu. In seinem Leidensweg verdichtet sich die christliche Erhebung aus der Knechtschaft des Stoffes. Dieser Verdichtung musste freilich der priesterlich predigende Jesus vorausgegangen sein. In seinen Wundertaten und Heilungen zelebrierte Jesus Christus tatsächlich geheime Gebräuche aus den Mysterienkulten öffentlich. Jene Schriftgelehrten, die dies noch realisierten, reagierten entsetzt und beschuldigten ihn des Verrates. Jesus war wirklich ein Verräter, aber ein von höchster Stelle legitimierter. Anders sind die Geheimnisse einer Konfession nicht zu retten. In eingerosteten Traditionen verkommen die Sakramente zu reinen Mechanismen und die ehrenwerten Empfehlungen zu starren Statuten. Die Anweisungen aller Religionen gelten immer für jene Pfade, die aus dem Alltäglichen hinausführen. Obschon es in letzter Konsequenz unmöglich ist, neigen Menschen stets dazu, heilige Erkenntnisse oder Regeln in ihrem Alltagsleben erfüllen zu wollen. Diese Untugend bildet den Nährboden für zahlreiche Missverständnisse. Besteht eine Tradition über viele Generationen, wird deshalb oftmals Falsches gelehrt. Schuld daran ist weniger subversive Absicht, als menschliches Unvermögen, das sich in jene Geheimnisse einschleicht, die ausschließlich von Mund zu Ohr übertragen werden. Neue Begründer von Religionen verfolgen immer dieselbe Absicht; sie wollen die Verflachung der Vorgänger rückgängig machen. Darum muss der Jahreszyklus Jesu immer wieder eine öffentliche Enthüllung antiker Einweihungskulte in Erinnerung bringen.

Ort: Logenhaus, 2. Stock, Kaiserstraße 37, 60329 Frankfurt am Main

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich!

Die Veranstaltung ist kostenlos.