FMG - Förderkreis für Mythologisches Gedankengut e.V.

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Veranstaltung:

Vortrag in Frankfurt

Samstag, 7. September 2024, 19:30 Uhr

KEINE WENDEMÖGLICHKEIT

Neo-Heiden in der Sackgasse

Gabriele Quinque

So viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege (Jesaja 55,9). Wer die Bücher der Älteren Brüder aufmerksam liest, wird über die Besonderheit des religiösen Menschen unterrichtet. Anders als zweifelnde, traurige oder angstgesteuerte Neo-Heiden schreiten religiös oder mystisch verankerte Erdenbürger erkennbar optimistischer über das Erdenrund. Ähnlich, wie der Körper durch unsere Nahrungsweise auf einige Supplemente angewiesen ist, so fehlen auch der Seele spezielle geistige Anregungen. Sobald sich vor dem Überirdischen ein Stoppschild im Bewusstsein erhoben hat, rückt der Horizont hinter der materiellen Begrenzung in scheinbar aussichtslose Ferne. Je intensiver die menschliche Seele von materialistischen Ideen unterdrückt wird, umso mehr nehmen Stagnation und Frustration kontinuierlich zu, und es entsteht das Gefühl, der Weg habe gleichsam in eine Sackgasse geführt. Anders als ein wankelmütiger Realist bewältigt ein regelmäßig mit dem Gotteswort verbundener Zeitgenosse die Herausforderungen seines Schicksals besonnen und zuversichtlich. Schon die Geschichten seiner Glaubenslehre ergänzen stets das irdische Leid um den Segen einer himmlischen Freude. Zum Beispiel gibt es für den Christen die Heilige Familie, die anstatt einer Herberge für die Niederkunft des Sohnes nur den Stall zu Bethlehem zur Verfügung hatte. Weit entfernt davon, nun zu jammern, wie erbärmlich das Leben in einer Höhle sei, erfüllte die Familie diese Höhle mit überirdischem Licht. Die mangelhaften äußeren Bedingungen werden von der Berufung des heiligen Dreigestirns, Josef, Maria und Jesus, überstrahlt. Wer in seiner Brust die Gewissheit verspürt, ein von Gott Erwählter zu sein, erhebt sich auch in einem Stall über niedere Seins-Stufen. Jesus hier, Krishna dort, Herakles damals – die Gottessöhne ähneln sich und leisten stets Überragendes. Die Anhänger ihrer jeweiligen Heiligen Lehre versuchen deren Botschaft zu ergründen und beginnen, dem Vorbild eines Gottessohnes in kleinen Schritten nachzufolgen. Auf wundersame Weise erfassen solche Zielstrebigen größere Zusammenhänge im Kosmos, wodurch ihre göttlichen Funken erwachen und sie erstarken lassen. Diese Stärke bringt es dann fertig, das Kleinere, nämlich die Bewältigung des persönlichen Schicksals, im Laufe der Lebensjahre immer leichter zu bewältigen. Daraus folgt: Wer seit seiner Kindheit kultisch konditioniert ist, für den werden Heilige Bücher zu Wegweisern, wie es hinter dem Horizont für ihn weitergeht.

Ort: Logenhaus, 2. Stock, Kaiserstraße 37, 60329 Frankfurt am Main

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich!

Die Veranstaltung ist kostenlos.